Alan Braxe: „Wir haben einfach unsere Musik gemacht"

InterviewAlan Braxe: „Wir haben einfach unsere Musik gemacht"

Soloprojekte, die Zusammenarbeit mit Thomas Bangalter und Benjamin Diamond als Stardust: Er ist ein Pionier des French House. Beats Radio im Gespräch mit Alan Braxe.

Alan Braxe: „Wir haben einfach unsere Musik gemacht"Foto: Chris Shonting

Man ist ganz schön nervös, wenn man weiß, dass man gleich mit einem Menschen spricht, der nicht nur selbst als Pionier einer Musikrichtung gilt, sondern auch mit Menschen zusammengearbeitet hat, die vermutlich jedes Kind kennt. Er war Teil von Stardust (Ich sage nur: „Music Sounds Better With You“) und hat damit natürlich auch mit dem Daft Punk Gründer Thomas Bangalter zusammengearbeitet. Ich bin also aufgeregt, als ich das Online-Meeting starte und noch nervöser als Alan Braxe dazu kommt. Cool bleiben. Los geht’s.

Das alte, neue Album

Beats Radio: Hi Alan, wie toll, dass das geklappt hat! Danke für deine Zeit.

Alan Braxe: Ich danke dir!

Dein neues Album „The Upper Cut“, der Name kommt mir bekannt vor…

*lacht* Stimmt, das Album ist ursprünglich von 2005 und jetzt als eine Art Compilation zu sehen. Darauf findet man die alten Tracks remastert aber auch neue Songs.

Wie kam es dazu? Warum hast du dich dazu entschieden, deine alten Tracks neu herauszubringen?

Heute ist es praktisch unmöglich, meine alten Tracks und das ursprüngliche Album zu finden und deshalb haben meine Labels und ich gedacht, es wäre eine gute Idee, es noch mal zu releasen und einfach ein paar neue Tracks dazu zupacken. Es ist also praktisch eine neue Edition.

Neben den alten Songs sind auch acht neue dabei. Wie klingen diese im direkten Vergleich zu deinen alten Tracks?

Im Vergleich ist der Sound meiner alten und neuen Songs relativ gleich geblieben. Die alten Tracks waren damals noch komplett im Bereich „Do it yourself“ und deshalb dachte ich mir, für das neue Album komme ich auf diese alte Art zu arbeiten zurück. Das bedeutet: ein Minimum an Equipment und trotzdem oder gerade deshalb schnell ans Ziel kommen.

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Alan Braxe und French House

Wenn wir zurückschauen: Du warst Teil von Star Dust, hast damit mit Thomas Bangalter von Daft Punk zusammengearbeitet und natürlich auch deine Solo-Tracks. Du zählst als Pionier des French House. Kannst du kurz erklären, was das eigentlich ist?

Um es einfach zu sagen: French House ist ein bisschen wie Hip-Hop und instrumentale Musik, aber es ist schneller. Im Vergleich zu den anderen Arten von House-Musik ist es einfacher und basiert häufig auf Samples, also bereits existierender Musik. Außerdem hat French House eine Verbindung zur amerikanischen Musik.

Wie bist du zu diesem Genre gekommen?

Ich habe mich nicht dazu entschieden, French House zu machen, ich habe mich dazu entschieden, Musik zu machen. Viele Musikerinnen und Musiker in Frankreich haben Ender der 90er / Anfang der 2000er Musik gemacht und andere haben dann gesagt: ‚das ist French House.‘ Wir haben einfach unsere Musik gemacht, ohne zu wissen, dass es French House ist.

Und wie kommt man dazu, einfach genau diese Art von Musik zu machen? Warum nicht Rock oder Klassik?

Als ich ein Kind war, habe ich 10 Jahre lang Cello gespielt. Mein musikalischer Hintergrund ist also sogar Klassik. Als Teenager kam ich dann aber zu anderer Musik wie House oder Techno und die hat mich einfach gecatcht. Als ich dann beschlossen habe, ich mache auf einer professionellen Ebene Musik, war es keine Frage mehr.

Mit meinen eigenen Einflüssen und Erfahrungen habe ich diese Musik dann aber immer ein bisschen anders als andere gemacht.

Was heißt ein bisschen anders? Was ist dein Fingerabdruck?

Puh, was macht meine Musik besonders? Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Das Schlagzeug ist bei mir immer recht einfach und es gibt immer melodisch Parts. Meine Musik ist smoother als andere Tanzmusik. Ich versuche es immer einfach zu halten.

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Die Rolle von French House

Wie steht es denn mittlerweile um French House? Spielt es noch eine so große Rolle wie bei deinen Anfängen?

Ich weiß gar nicht, ob French House jemals eine wirkliche Rolle gespielt hat. Es ist einfach eine Art von Musik, meistens macht man Musik und zufälligerweise ist es dann French House. Manchmal hat man Glück und die Leute mögen, was du machst und manchmal eben nicht. Man macht einfach was man kann und vor allem was man mag und das ist es schon. Das ist die Rolle von French House.

Du hast schon mit vielen Musikerinnen und Musikern zusammengearbeitet, wenn du dir irgendjemanden aussuchen könntest, tot oder lebendig, wer wäre das?

Um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht. Ich würde lieber in einer Position sein, indem du mir sagst: Geh in diesen Raum, darin sitzt ein anderer Musiker, du weißt nicht, wer es ist und du musst mit ihm einen Track produzieren. Mir ist es lieber keine Wahl zu haben und es einfach auf sich zu kommen zu lassen, ausprobieren. Das ist doch viel aufregender und bietet viel mehr Möglichkeiten.

Alan Braxe
Foto: Glen Han

Kein Stillstand

Was ist das Besondere für dich an French House und Musik überhaupt?

Was ich gelernt habe: Musik und damit auch French House entwickelt sich ständig weiter und ist absolut nichts Statisches. Jeden Tag kommen neue Dinge dazu, alte verschwinden oder kommen zurück. Manchmal verändert es sich ins Gute und manchmal ins Schlechte aber immer weiter.

In einem Satz, was ist Musik für dich?

Ich glaube, aus meiner jetzigen Perspektive ist Musik alles. Ich mache seit 25 Jahren professionell Musik und habe es bereits in meiner Kindheit gemacht. In einem Satz also: Musik ist alles.

Alena Kohler / Redaktion