Hier findet Ihr alles, was man über Techno-Musik wissen sollte: die geschichtlichen Hintergründe, wichtigsten DJs und besten Sounds.
Es war die Musik einer Revolution, der Soundtrack einer neuen Zeit: Techno. Aus den meisten Clubs und von fast allen Tanzflächen ist dieses Genre eigentlich nicht mehr wegzudenken. Techno, oder Tekkno (eine eigenständige Bewegung innerhalb der Szene), ist eine Form der elektronischen Musik. Häufig wird Techno mit der Musikrichtung „House“ verwechselt. Auch hierbei handelt es sich um eine Art der elektronischen Tanzmusik. Die Unterschiede zwischen den Genres sind häufig nur Nuancen und in vielen Fällen stellen sich die Übergänge zwischen House und Techno als fließend dar. Diese Ähnlichkeiten lassen sich darauf zurückführen, dass Techno aus der House-Musik heraus entstanden ist. House wird daher auch häufig als Wiege der verschiedenen, elektronischen Musikstränge bezeichnet.
Allgemein gesagt klingt Techno maschineller als House-Musik und hat ein schnelleres Tempo. Häufig wird Techno als eine Fusion mehrerer elektronischer Musikrichtungen gesehen. Die Basis liefert die House-Musik mit dem typisch minimalistischen, Bassdrum-betonten Grundrhythmus. In der Techno-Musik werden zusätzlich Elemente der elektronisch generierten Stile, die in Europa in den 1970er und 1980er-Jahren populär waren, verwendet. Zu diesen Stilen zählen unter anderem New Beat, Detroit Techno, Disco oder auch Synth-Pop.
Angeblich stammt der Begriff „Techno“ aus einem Plattenladen in Frankfurt. Laut einer weitverbreiteten, aber nie wirklich nachgewiesenen Geschichte, soll dort ein Mitarbeiter alle Tonträger der elektronischen Musik in ein und dasselbe Fach sortiert und spontan „Techno“, für technologische Musik, darübergeschrieben haben. Noch heute wird im alltäglichen Sprachgebrauch Techno häufig als Oberbegriff für verschiedene miteinander verwandte Stilrichtungen im Elektrobereich verwendet. Techno ist vielseitig und schwer zu definieren; es ist der Sound mehrerer Generationen und besitzt dadurch vor allem eines: Geschichte.
Wer keinen Hang zur elektronischen Musik hat, für den klingt Techno erst einmal wie ein monotoner, manchmal fast schon hypnotischer Musikstil. Techno eröffnete neue, bisher unentdeckte Welten und wirkt im ersten Moment wie eine Abstraktion der Musik. Die erste Hochphase erlebte das Genre ab Mitte der 80er Jahre. Häufig wird fälschlicherweise Berlin als Wiege des Technos bezeichnet. Die Ursprünge lassen sich nicht unbedingt zu 100% auf Deutschland zurückführen. Ursprünglich sind Techno-Musik und die ersten Platten aus diesem Bereich, welche in Deutschland gespielt und gemixt wurden, aus Städten der USA wie Detroit oder Chicago. Das Gefühl, welches Techno vermittelt und die Message, die das Genre am Ende angenommen hat, kommen aber ganz sicher aus Deutschland. Berlin war zur damaligen Zeit die Wiege der Hoffnung auf eine ganz neue Zukunft: Die Zeit nach dem Mauerfall – die Techno-Musik der 90er.
Das tritt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich
Günter Schabowski
Mit diesen Worten öffnete Günter Schabowski am 09. November 1989 die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland. Die Menschen standen nicht nur vor geöffneten Toren, vor ihnen lag auch eine neue Zukunft und keiner wusste, wohin dieser Weg führen würde. Der Soundtrack zu diesem Gefühl der Freiheit war für die junge Generation Techno. Es eröffnete sich nicht nur eine neue Welt, sondern auch eine ganz neue Art der Kultur und Musik.
Bereits vor dem Berliner Mauerfall war für viele Menschen der Ostdeutschen Bevölkerung „Techno“ kein komplettes Fremdwort. In Westberlin gab es bereits einige Techno-Clubs und Radiosender, die diese Musik spielten: ein ganz neuer und anderer Kosmos. Der Westdeutsche Radiosender „Radio 4U“ jagte mehrere Sendungen mit neuer elektronischer Musik über den Äther, welche auch im Osten Berlins heimlich konsumiert wurde. Wie so häufig gab Musik den Menschen ein Gefühl von Mut und Kraft, machte aufgeregt und wurde zu einer treibenden Kraft in Ostberlin. Es entstand ein Soundtrack des Aufbruchs und der Veränderung.
In den ersten Wochen nach dem Mauerfall hatte die Techno-Musik etwas Verbindendes. Egal ob aus West- oder Ostberlin, man tanzte auf die lauten Bässe des Techno. Die Clubs und Technopartys wurden zum Zeichen der Gemeinschaft. Im Mikrokosmos der elektronischen Musik hat die Wende, das Zusammenkommen der Menschen aus Ost und West, schon viel früher stattgefunden, als es in der gesamten Bundesrepublik der Fall war. Der erste Club in Westberlin, der diese Form der abstrakten Musik spielte, war „Das Ufo“. Die Anfänge des Kultclubs waren illegal, in einem Keller, irgendwo versteckt in Berlin. Viel Nebel und Stroboskoplicht: Für die Menschen aus Ostberlin war die Welt der elektronischen Musik eine vollkommen neue. Die erlaubte Musik der DDR war nie einfach gestrickt; darin enthalten waren meist Texte mit politischem Hintergrund. Die elektronische Musik bot den krassen Gegensatz: einfach nur Musik, satte Beats, Gleichheit und Freiheit. Techno wurde zum Zeichen für ein neues Leben, in dem plötzlich alles möglich war.
In kurzer Zeit verlagerte sich die Szene. Westberlin war voll belegt, kein Quadratmeter war mehr frei. Ostberlin hingegen wurde zu einem großen, leeren Abenteuerspielplatz. Die Partymeute übernahm die leerstehenden Räume der Stadt. Von überallher ertönte Techno-Musik, aus leeren Wohnungen oder von den Dächern herunter. Es herrschte eine Zeit der Anarchie, Regeln schien es keine zu geben. Die Gesetzte der DDR galten nicht mehr. Dies führte zu einer Handlungsunfähigkeit der Volkspolizei und die BRD fühlte sich für diesen Teil der Stadt noch nicht zuständig. Trotzdem blieben die ersten sogenannten „Raves“ (große Techno-Partys) geheim. Wer daran teilnehmen wollte, wählte die Nummer der „Rave-Line“. Die Telefonnummer hatte man, wenn man jemand kannte, der jemanden kannte, also kurzgesagt: alle.
Entlang dem Todesstreifen gab es viele leerstehende Industriegebäude. Die Räume der Fabriken sahen aus, als wären die Arbeiter gerade in den Feierabend gegangen, um morgen wieder in ihren Arbeitsalltag zu starten. Das dadurch entstehende Gefühl der Absurdität und den Nervenkitzel des möglicherweise Verbotenen war die Grundlage des E-Werks. Aus einem alten Umspannwerk direkt am Potsdamer Platz wurde kurzerhand eine der bekanntesten Rave-Locations der Welt. Ähnlich wie bei der Techno-Musik selbst ging es in erster Linie darum, Maschinen ihrem eigentlichen Kontext zu entreißen – um Musik zu machen und um darauf zu tanzen. Zu jeder Zeit hätte die Party abgebrochen und dem Treiben ein Ende gemacht werden können. Nicht nur in Bezug auf Partys, auch im allgemeinen Blick auf die Zukunft, hatten die Menschen keine Ahnung wie es weitergeht. Alles war möglich, wie im Wilden Westen: Der Wilde Osten.
Viele Menschen verbinden Musik mit bestimmten Erinnerungen, vergangenen Zeiten und Erlebnissen. Für eine ganze Generation ist Techno ein Freiheitsversprechen, das dem Gefühl und den Träumen der Wende entspricht. Jeder hatte seine Zukunft und seine Welt selbst in der Hand, konnte sich und das Leben selbst programmieren – passend zur elektronischen Musik.
Irgendwo, irgendwann haben sich Musiker dazu entschieden ihrer Musik elektronische Parts hinzuzufügen. Es ist wohl unnötig zu sagen, dass die ersten DJs für elektronische Musik erst einmal auf Unverständnis gestoßen sind: Das ist doch keine richtige Musik. Die Pioniere des Technos, man könnte schon fast von Urgroßvätern sprechen, sind Bands und DJs wie:
Diesen Musikern gelang es mit ihren Hits und Auftritten nicht nur eine neue Musikrichtung zu erschaffen, sondern eine gesamte Jugendbewegung entstehen zu lassen.
Bands wie Kraftwerk und Depeche Mode verarbeiteten erstmal nur elektronische Elemente in ihren Tracks, zum Beispiel ein elektronisches Klavier wie beim Song „Model“ von Kraftwerk. Die deutsche Band aus Düsseldorf wurde 1970 von Ralf Hütter und Florian Schneider gegründet. Sie zählen zu den Mitbegründern der Düsseldorfer Schule in der elektronischen Musik. Indem sie sich als eine der ersten entschieden elektrische Elemente in ihrer Musik zu verarbeiten, beeinflussten sie mit ihrer Arbeit spätere Genres wie Elektropop, Synthiepop, Hip-Hop und auch Techno. 1997 bezeichnete die Zeitung „New York Times“ die Band als „Beatles der elektronischen Tanzmusik“.
Einer, der sich ebenfalls von Kraftwerk beeinflussen ließ, war der deutsche DJ WestBam. Er gilt als ein Urvater der rein elektronischen Musik. Er war Teil der großen Technobewegung in Westberlin und einer der ersten erfolgreichen Techno-DJs. Sein bürgerlicher Name ist Maximilian Lenz. 1980 kam er zur elektronischen Musik und zog vier Jahre später nach Westberlin. Neben seinen Tracks ist der DJ auch für seine Veranstaltungen zur Jugendbewegung bekannt. Zum Beispiel war er Veranstalter der elektronischen Tanzparty Mayday in Dortmund und von Beginn an Teil der Loveparade
Die Loveparade war eine der bekanntesten und wegweisendsten Technoparaden der Welt. Sie hat von 1989 bis 2006 in Berlin und von 2007 bis 2010 an wechselnden Orten des Ruhrgebiets stattgefunden. Anfänglich war die Loveparade ein kleiner Straßenumzug in Westberlin. Ganz im Sinne dieser Zeit wurde dort das Gefühl von Freiheit und Offenheit verkörpert. Das Leben und die Zukunft feiern stand im Mittelpunkt. In kürzester Zeit wurde die Veranstaltung international bekannt und schließlich zu einem wahren Massenspektakel mit bis zu 1,5 Millionen Teilnehmern. 2010 fand in Duisburg die letzte Loveparade statt, nachdem es dort zu einer Massenpanik kam, bei der 21 Menschen ihr Leben verloren.
Auch heute ist Techno nicht aus den Clubs wegzudenken. Zu den bekanntesten Vertreter unserer Zeit zählen zum Beispiel:
Aber auch die alten Hasen wie WestBam legen heute noch auf. Mittlerweile ist elektronische Musik in viele verschiedene Genres aufgeteilt. Die einzelnen Tracks der richtigen Art zuzuweisen ist oft gar nicht einfach. Auch in der Pop-Musik werden mittlerweile immer mehr Techno-Elemente eingebaut, egal ob Yung Hurn, Capital Bra, Robin Schulz oder Billie Eilish.
Ein Grundstein aus dem sich eine neue Musikwelt entwickelt hat: Techno.