Ihre Musik erobert die Welt in Rekordzeit und ist gleichzeitig ein Retter in schweren Zeiten. Beats Radio im Gespräch mit Alice DiMar.
Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch, da klingelt mein Handy: “Hey, ich bin's! Ich bin jetzt da!” Schnell springe ich auf. Es ist Zeit für ein Interview, zum ersten Mal nicht vor dem Bildschirm, sondern live und in Farbe, hier bei uns im Studio. Alice DiMar ist noch relativ neu in der Musikbranche und kommt für ihr erstes Radiointerview extra zu uns. Sie ist ein bisschen nervös, ich aber auch und wir freuen uns beide sehr. Ich hole sie also unten an der Tür ab, dann heißt es ab ins Studio, Mikro an, Kamera an und los geht's.
Beats Radio: Alice, wie schön, dass du da bist! Du bist die aller erste Producerin, die wir hier bei uns für ein Interview willkommen heißen dürfen!
Alice DiMar: Das ist mein erstes Radio-Interview ever. Ich bin auch leicht am Zittern. Das ist ein bisschen wie beim Auflegen, da habe ich auch immer noch Lampenfieber. Man bekommt zwar Routine und es wird mit jedem Mal besser. Trotzdem, wenn mir etwas wichtig ist, dann mache ich mir einfach Druck und bin danach voll mit Glücksgefühlen.
Wann bist du denn das erste Mal auf der Bühne gestanden?
2019. Ich war eigentlich immer sehr schüchtern. Bis ich bemerkt habe, okay, es passiert nichts, wenn du dich zeigst. Ich habe mich da irgendwie so rein gewurschtelt. Aufgelegt habe ich am Anfang immer auf Hauspartys. Das erste Mal im Club war dann durch einen Freund. Der hat mich angerufen und meinte: 'Hey, hast du Bock, wir haben hier noch nen Slot frei.' Ich war natürlich sofort dabei! Der Gig ging dann eine Stunde und das war ein tolles Gefühl. Danach kam dann leider direkt Corona und es kam zu einer Zwangspause.
Du hast uns auf dem Weg ins Studio schon kurz von einem bösen Anfängerfehler vor diesem ersten Gig erzählt, was war da los?
*lacht* Mein Anfängerfehler war, dass ich mein Equipment gefährdet habe, in dem ich mein Raum-Öl auf meine Boxen gestellt habe und das eine Woche vor meinem ersten Club-Gig. Das Geld für neues Equipment hatte ich als Studentin nicht, aber hatte ich richtig Glück, denn ein Freund von mir hat mir dann aushelfen können und auch mit mir zusammen nochmal Auflegen "geübt". Ein paar Tipps und Tricks, das war super.
Gut, wenn man solche Freunde hat! Dann kam also Corona. Das heißt, erst mal keine Gigs mehr …
Leider konnte ich mich dann nicht so der Musik widmen, wie ich es eigentlich gewollt hätte. Aber ich habe trotzdem weiter produziert und in dieser Zeit damit auch ganz viele Emotionen verarbeitet. Das war bei mir vor allem auch ganz viel Heartbreak und lauter Themen, die sich für junge Menschen oft so anfühlen, als würde die Welt untergehen. Das alles habe ich mit Musik verarbeitet. Ich konnte an mir arbeiten und daran wachsen.
Also ist Musik für dich eine Art Therapie gewesen?
Kann man so sagen, ja. Das musste nicht nur Heartbreak sein, sondern zum Beispiel auch Heartbreak in der Familie. Schwere Zeiten, die man eben manchmal durchsteht. Diese Zeiten muss man einfach immer und immer wieder durcharbeiten und sich sagen: Ich will, dass es mir wieder gut geht, ich muss daran arbeiten und gewisse Dinge sind eben nur temporär.
Und dieses verarbeitete Gefühlstief hört man auf deiner EP, die zurzeit nach und nach veröffentlicht wird?
Auf jeden Fall! Es geht um eine Reise, die hoffentlich nicht so schnell endet. Jetzt war es sogar so, dass als meine ersten Tracks davon herausgekommen sind, jemand, der mir super nahe steht, durch eine ähnlich schwere Zeit gehen musste. Da konnte ich sehen, dass meine Musik auch bei dieser Person irgendwie diese Phase beschrieben hat.
Was würdest du sagen, was gerade war das Therapeutische für dich an der Musik?
Die Musik war für mich, als würde man ein Tagebuch schreiben. Man lässt das nach und nach alles raus. Auch jetzt, wenn ich die Tracks höre, merke ich, dass ich glücklich auf das blicke, was in der Vergangenheit war, auch wenn es mir Schmerz gebracht hat. Jetzt kann ich viel besser davon Abstand nehmen, ich habe es mit der Musik rausgelassen.
Und jetzt werden deine Tracks hoffentlich auch deinen Fans helfen.
Ich bekomme auch Nachrichten von Menschen, die sagen, dass sie das alles total nachfühlen können und die Musik ihnen sogar hilft.
Von den Texten abgesehen, wie klingt deine Musik?
Ich würde sagen, energetisch, melodisch und motivierend. Es soll empowering sein. Ich möchte, dass man beim Hören merkt, die Journey hört nie auf. Trotzdem, jedes Mal, wenn man etwas durchlebt, geht es einem danach besser und man wird immer stärker.
Was hörst du denn privat?
Alles. Ich wollte mich nie auf ein Genre festlegen. Es fällt mir super schwer ein Set zu spielen, in dem ich nur ein Genre spiele. Ich versuche auch Genres zu kombinieren. Ich hatte eine Zeit, in der ich Hip Hop gehört habe und eine, in der ich Metal gehört habe. Viele sehen das ja nur als Geschrei, ich finde aber auch da die Emotionen so interessant.
Heißt es gibt bald einen Track von dir mit Screamingparts aus dem Metal?
Who knows. Ich will in Zukunft auf jeden Fall experimentieren und auch die Grenzen von Genres brechen. Es kann in alle möglichen Richtungen gehen. Das Leben ist hoffentlich noch lange. Also, who knows.
Gerade wenn es um Streaming geht, performen deine Tracks unheimlich gut. Jetzt verdienst du als noch recht neue Musikerin über Streams leider noch nicht so viel, wie geht's dir damit?
Mir geht es nicht ums Geld. Ich verdiene mein Geld derzeit auch noch auf andere Art und Weise. Mir geht es gerade noch darum, meine Musik mit Leuten teilen zu können. Es läuft gerade absolut crazy mit den Streams und ich bin eigentlich super dankbar, dass meine Musik damit in die Welt hinausgetragen wird.
Du bist eine junge Frau in einem doch noch von Männern dominierten Business. Wie sind deine Erfahrungen?
Es werden zum Glück immer mehr Frauen. Ich muss sagen, ich bin in einem super netten Kreis. Ich habe viele männliche Freunde, die auflegen und produzieren. Es ist bei mir aber nie mit Ellenbogen, sondern immer hilfsbereit. Man gibt sich hier ein Tipp oder hilft sich da. Natürlich ist die Branche noch Männer dominiert, aber das wird sich bestimmt noch ändern. Ich denke einfach, welcome everybody, es ist für jeden Platz.
In einem Satz, was ist Musik für dich?
Ein Speicher von Emotionen!
Alena Kohler / Redaktion