Heute erscheint der neue Track von Beatamines gemeinsam mit der Sängerin Anima und das, obwohl er sich immer gegen Vocals gesträubt hat.
Ich gebe zu, dieses Interview stand erst mal unter keinem guten Stern. Für unseren ersten Termin hat Pascal aka Beatamines leider den Bus in sein Studio verpasst (das klingt doch schon fast zu alltäglich). Bei unserem zweiten Termin hat die Technik nicht mitgespielt: Erst ging der Ton nicht, dann das Video. Raus aus dem Call, wieder rein, Kamera ausstecken, wieder anschließen und dann plötzlich tauchen Anima und Pascal auf meinem Bildschirm auf. Die Freude über diesen Erfolg ist groß und es kann losgehen.
Label: Headfire InternationalRelease Date: 23. Juni 2023Genre: Nu Disco, French House
Beats Radio: Das macht das doch gleich noch mal mehr Spaß! Schön euch jetzt auch zu sehen.
Pascal: Hey Alena, aber ehrlich! Danke dir für die Einladung.
Anima: Freut uns sehr!
Mich auch! Wie gehts euch?
P: Super, wir waren gerade noch am Vocals recorden. Gestern hatten wir die Zeit von unserem verpassten Interview noch genutzt, für neue Tracks, aber auch gemeinsame Fotos und Videos. Bildmaterial hatten wir noch gar nichts.
Wie kam es eigentlich zu eurer Zusammenarbeit?
A: Durch eine gemeinsame Bekannte. Das war 2019, oder?
P: Genau, in einem Club. Da hatte ich einen Gig und meine Arbeitskollegin Sonja war dabei. Die hat uns dann connected. Ich hatte schon lange eine Sängerin gesucht und da war das dann perfekt. Terra Byte war tatsächlich auch unser erstes gemeinsamer Track, auch wenn er jetzt erst releast wird. Davon wird es auch verschiedene Versionen geben, es kommt auch noch eine mit Strophen und viel mehr Vocals.
A: Ich kenne Sonja eigentlich nur durch meine Straßenmusik und habe sie durch viele Zufälle kennengelernt. Es sollte also wohl einfach mit uns sein.
Wenn es von dem Track noch eine Version mit mehr Vocals geben wird, was ist dann die Geschichte dahinter? Um was geht es?
A: Eigentlich Leichtigkeit, aber auch Menschlichkeit. Dass man einfach mehr auf sein Gegenüber achtet.
Wie geht ihr an gemeinsame Tracks ran?
P: Also bei mir ist es so, dass ich meine größten Sommerhits immer im Winter produziere. Wenn es richtig kalt und trist draußen ist, da kommt die Sehnsucht. Also es ist so: Anima schreibt alle Texte. Ich produziere Beats und dann kommt sie ins Studio, blättert in ihrem Textbuch und wir schauen, was am besten zu den Beats passt. Wir schauen, dass Gefühle und alles einfach matched.
A: Zuvor hatte ich noch nie Lieder geschrieben und wurde jetzt erst mal ins kalte Wasser geschmissen. Es hieß auf jeden Fall ein sommerliches Lied und ich habs einfach mal probiert. Ich hatte Zeit für mich und habe einfach mal auf meine Gefühle gehört. Und dann im Studio wird viel probiert. Eigentlich Improvisation.
Wenn du schon mit fertigen Texten ins Studio kommst. Schreibst du dann erstmal Gedichte, die dann mit Pascal eine Melodie bekommen, oder hast durch schon beim Schreiben eine eigene Musik im Kopf?
A: Ich habe eine Melodie im Kopf. Die verändert sich dann natürlich immer im Laufe der Zeit.
Beim Hören von “Terra Byte” bekomme ich typische French House und auch Daft Punk Vibes. War das auch deine Inspiration Pascal?
P: Auf jeden Fall. Ich komme aus dem HipHop-Bereich und war Breakdancer. Da war French House mein Ding, das mich immer begleitet hat, vor allem auch Daft Punk. Bei diesem Track war das aber echt unbewusst. Zuerst war die Gitarre da und mein Praktikant hat dann den Bass eingespielt und dadurch ist es dann nochmal mehr “Get Lucky”-mäßig aber das war echt nicht geplant. Meine Wurzeln kommen einfach immer irgendwie durch.
Wie würdet ihr den neuen Track beschreiben?
A: Schon eine gute Mischnung. Ich finde, durch die Vocals geht es ein bisschen Richtung Indie. Also eine Mischung aus House, Techno, Indie und ein bisschen Pop.
P: Ich sag immer, es klingt wie eine H&M-Werbung. Gerade die Vocals klingen nach Leichtigkeit. Ich habe immer so eine H&M-Werbung gesehen: Junge Menschen, die am Strand Spaß haben.
Wie seid ihr denn jeweils zur Musik gekommen?
P: Ich durchs Tanzen. Dann ging das durch den Beruf zeitlich nicht mehr. Also habe ich angefangen für meine Gruppe die Musik für Shows zu schneiden und das zu produzieren.
A: Ich hab schon als Kind gerne gesungen und die Musik hat mich schon immer begleitet. Ich hab auch gerade noch weitere Projekte. Ich singe auch in einer Big Band mit Soul und Jazz.
Pascal, du hast ja in den größten Clubs weltweit aufgelegt, wie bist du dann in die Clubszene gekommen?
P: Ich wollte nie DJ sein. Ich hab mich am Anfang erstmal eingesperrt und 100 Tracks produziert, die dann verschickt. Deshalb ging auch alles super schnell, ich habe im ersten Jahr um die 10 Vinyls releast. Das war total verrückt. Dann kamen schnell Anfragen aus ganz Deutschland. Früher war das noch anders, da gab es noch kein Social Media, da ging es nur um die Musik und das hat ausgereicht.
Findet ihr dann, das Business hat sich eher ins Negative oder Positive verändert?
P: Ich finde ins Negative. Es geht nur noch um Zahlen, wie viele Follower hast du auf Instagram und nicht mehr um die Kunst. Man muss einfach ein krasses Marketing haben.
A: Klar hat das für Newcomer wie mich Vorteile, man kan durch TikTok mit einem Track schnell viral gehen. Man ist auch nochmal schnell connected und kann Menschen kennenlernen. Ich bin aber persönlich auch keine Person, die viel auf Social Media postet.
Aber die Clubzeit hat dir auch gefallen?
P: Klar war das cool. Ich bin aber froh, dass ich aus dieser toxischen Musikszene raus bin. Ich mache jetzt was mir Spaß macht, auch jetzt mit Anima. Ich bin froh, dass ich die Pop-Musik auch ein bisschen aus mir rauslassen kann und nicht mehr nur dieses Underground-Clubszene-Zeug machen muss. Deshalb kann man mich auch als DJ nicht mehr buchen und ich habe das Touren weltweit eingestellt. Ich bin jetzt eigentlich hauptsächlich Musikpädagoge, habe fast täglich Schulklassen da und bringe denen das Produzieren bei.
Würdet ihr sagen, ihr seid eher Bühnen- oder Studiomenschen. Pascal, du mittlerweile ja eher Studio, höre ich raus.
A: Beides.
P: Ja, beides, ich mag es dosiert. Deswegen haben wir Beatamines auch mehr als Band umgestaltet, haben einen Gitarristen, den Hannes dabei und sind dann ab Mai lieber auf ein paar Festivals. Klar, ich hab es geliebt, auf der Bühne zu sein, aber ich habe es auch immer geliebt im Studio zu sein. Mein Safespace.
Gibt es etwas, das auf der Bühne immer dabei sein muss?
A: Wasser für die Stimme.
P: Ich habe von meiner Tochter mal eine kleine Figur geschenkt bekommen und die habe ich immer in der Gig-Bag mit drin.
Worauf dürfen wir uns denn jetzt in der kommenden Zeit freuen?
P: Auf viel Musik. Erstmal jetzt Terry Byte und es wird Remixe geben und eine neue Single zusammen und ein Re-Release von unserem Album, nochmal in größer.
A: Viele Vocals, damit die Menschen unsere Vielfältigkeit hören.
P: Genau, mit Vocals bleiben Tracks auch einfach besser im Ohr. Früher habe ich mich dagegen immer gesträubt, bloß keine Vocals…
A: Und dann kam ich *lacht*
In einem Satz, was ist Musik für euch?
A: Die Quintessenz meines Lebens. Deshalb auch mein Künstlername Anima, das heißt auf Deutsch nämlich “Seele”.
P: Ich habe meine Tochter sogar danach benannt: “Mia”. Das bedeutet, Musik ist alles. Alles im Leben ist Musik, der Rhythmus beim Gehen zum Beispiel. Life is rhythm.
Alena Kohler / Redaktion