Boss Axis: "Die Wertigkeit in der Musik lässt nach"

InterviewBoss Axis: "Die Wertigkeit in der Musik lässt nach"

Mit ihren weltweiten Erfolgen haben die Producer den ständigen Wandel des Musikbusiness erlebt. Beats Radio im Gespräch mit Boss Axis.

Boss Axis: "Die Wertigkeit in der Musik lässt nach"

Während des heutigen Interviews sitze ich nicht wie sonst bei uns im Studio, sondern bei mir zu Hause im Wohnzimmer. Die Jungs von Boss Axis sind nämlich (wie es sich für Producer gehört) am besten Abends erreichbar. Ich freue mich wahnsinnig, dass es heute Abend mit unserem Gespräch klappt, auch wenn das bedeutet, dass mein Internet nicht ganz so gut ist wie in unseren Büros. Ich habe also ein bisschen Angst, dass die Verbindung schlecht ist und starte das Zoom-Gespräch. Keine zwei Sekunden später taucht auch das klare Bild von Thomas und Marcel auf und auch der Ton ist gut. Glück gehabt. 

Unter anderem die Boss Axis Tracks "Shelter" und "One Last Time" hört ihr regelmäßig bei Beats Radio.

Die Anfänge von Boss Axis

Beats Radio: Hey ihr zwei! Wie schön, dass das heute klappt. Vielen Dank für eure Zeit.

Boss Axis: Hey Alena, wir haben zu danken! Wir freuen uns sehr.

Ich freue mich auch! Erzählt mal, wie seid ihr beiden eigentlich zur Musik gekommen, vor allem natürlich zur elektronischen?

Thomas: Das war bei uns, glaube ich, ganz typisch für unseren Jahrgang, eben Mitte der 90er-Jahre. Da hat man viel von elektronischer Musik mitbekommen. Es war damals ja auch alles noch relativ neu und dann haben wir Plattenspieler gekauft, haben es einfach mal probiert.

Marcel: Das Producen fing dann bisschen später an. Boss Axis ist dann 2008 gestartet, als jeder von uns schon seine Erfahrungen als DJ und Producer gesammelt hatte.

Was denkt ihr, hättet ihr gemacht, wenn ihr nicht zur Musik gefunden hättet, oder dieser Karriereweg nicht geklappt hätte?

M: Das ist gar keine leichte Frage. Ich habe eigentlich schon als ich sehr jung war gerne Musik gehört und es hat mich immer interessiert. Ich hätte sicher irgendwas anderes kreatives gemacht.

T: Gilt für mich auch ja.

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Der Sound von Boss Axis

Wenn ihr jemanden, der Boss Axis nicht kennt, eure Musik beschreiben müsstet, wie klingt euer Sound?

T: Wir versuchen es auf jeden Fall immer tanzbar zu machen. Dass die ganze Geschichte groovig , percussionlastig und trotzdem emotional ist. Aus diesem Grund verbauen wir immer viele Melodien und versuchen dabei die Einflüsse der House und der Trance Musik zu vereinen.

Und zu was sollte man euch am besten hören? Wozu passt eure Musik?

T: Zum Geschirrspüler einräumen * lacht* Im Auto ist es ganz cool und auch auf Partys.

M: Es passt zu vielen Gelegenheiten. Wir haben Sachen, die passen zum Auto fahren, manche fürs Wohnzimmer und andere sind für den Club. Wir sind da relativ flexibel.

Jetzt seid ihr schon lange im Musikbusiness dabei, habt viele erfolgreiche Tracks auf den Markt gebracht. Wie geht ihr mittlerweile an einen neuen Song ran und was inspiriert euch?

T: Manchmal fesseln uns Lebenssituationen an einen neuen Track. Sonst gehen wir immer relativ cool an die Sache ran. Man baut einen Beat und dann läuft das weiter. Klar man lässt sich von anderen Künstlern inspirieren, aber wir haben keine Inspirationsquelle.

M: Wir sind nicht uninspiriert. Aber meistens kommt das aus einer Laune raus. Man klimpert einfach etwas auf dem Synthesizer rum und dann fängt man an und baut den Beat dazu. Man fängt also schon technisch an, fühlt aber wo man hinwill. Wenn wir zusammen dasitzen, inspiriert oft der eine den anderen.

On Tour

Im Laufe euerer Karriere habt ihr eine Fangemeinde weltweit aufgebaut und standet schon überall auf der Bühne. Hattet ihr bisher einen Lieblingsgig?

T: Also für uns ist immer ein Highlight, wenn wir in Köln für die Jungs von der BergWacht spielen. Es gab auch einige tolle Auftritte in den Niederlanden, bei denen ich sagen würde, das wäre mal wieder geil. Tomorrowland war natürlich ein Highlight für uns. Das wäre mal wieder eine super Sache.

M: Sisyphos in Berlin ist auch ein ganz toller Club, da haben wir immer gerne gespielt.

Und was muss bei euch immer dabei sein, wenn ihr auf Tour seid? Ein Kuscheltier zum Beispiel?

T: Ich hatte wirklich eine Zeit lang einen Teddy dabei *lacht* Also einen offiziellen Glücksbringer haben wir nicht.

M: Der Teddy war aber von den Kindern mitgegeben *lacht*.

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Ein Hang zur Selbstdarstellung

Bei einem Blick zurück auf eure Anfänge, wie haben sich das Business und die Welt der elektronischen Musik verändert?

T: Es hat sich auf jeden Fall so gewandelt, dass der Markt für elektronische Musik sehr geflutet ist. Das ist nicht mehr wie vor 10 oder 15 Jahren. Da war es auch von der technischen Seite noch komplizierter, etwas auf die Beine zu stellen. Heute hat man es relativ einfach, man kauft sich einen guten PC, klatscht irgendwas zusammen und fertig ist der Track. Das hört man auch relativ oft.

M: Die Wertigkeit in der Musik ist rapide nach unten gegangen. Man schustert etwas zusammen und dann erscheint das Ding einen Monat später. Was auch ein sehr wichtiger Punkt ist: Man hat heute als Producer viel mehr Aufgaben. Man muss sich viel mehr selbst vermarkten und muss darauf achten, herauszustechen. Du kannst die geilste Musik der Welt machen, wenn du aber nicht jeden Tag deinen Kaffee postest und eine Fabel für Selbstdarstellung hast, wird es schwierig. Das ist schon ein enormer extra Zeitaufwand.

In diese Veränderung spielt vermutlich auch Streaming mit rein. Wie steht ihr dazu gerade auch im Bezug auf eure Kunst?

T: Schon Positiv. Das ist die Zukunft und dem sollte man sich nicht verwehren. Ich nutze das selber auch sehr gerne. Im Bezug auf Geld und Verdienste an den eigenen Tracks: Früher war es auch schon so, dass man mit Musikverkäufen nicht so viel Geld verdient hat. Damals wie heute verdient man sein Geld mit Auftritten.

M: Der Nutzer kann schnell eine große Anzahl von Musik abrufen. Da sind wir wieder bei der Wertigkeit. Es ist zeitgemäß, aber das Bewusstsein der Konsumenten für die Wertigkeit kann verloren gehen.

Boss Axis

Die Zukunft

Wie denkt ihr, wird sich die elektronische Musik weiterentwickeln?

T: In die Zukunft zu blicken ist natürlich schwierig. Ich denke aber, dass die jetzige Tendenz schon erst mal weiter gehen wird, aber irgendwann ist bestimmt auch mal das Ende der Fahnenstange erreicht.

M: Ich denke schon, dass sich Qualität durchsetzen wird. Es wird nach und nach alles ähnlicher klingen. Es gibt immer Phasen, da haben viele eine ähnliche Produktionsweise und ein gewisser Sound ist einfach aktuell. Aber wenn das immer mehr werden, ist der Markt mit Sicherheit irgendwann gesättigt und dann wird es wieder umschwenken zu etwas anderem. Es kommt immer eine Phase, die die letzte ablöst.

Und was steht bei euch in Zukunft an, worauf dürfen wir uns freuen?

T: Wir haben aktuell wieder ein paar Tracks in der Schublade, die wir hoffentlich im Laufe des Jahres veröffentlichen können und auch einige Gigs stehen an. In Köln bald zum Beispiel.

M: Außerdem ist gerade ein neuer Track ("Bright Palace") von uns auf einer Compilation-Vinyl eines holländischen Labels (Aftertech Records) erschienen.

In einem Satz, was ist Musik für euch?

T: Musik ist eine Kunstform, die am besten Emotionen ausdrücken kann.

M: Entspannung, mit Musik kann man den Kopf frei bekommen.

Alena Kohler

Redaktion

Alena Kohler / 21.04.2023