Sie stehen weltweit auf der Bühne und haben ihren ganz eigenen Sound. Flowers On Monday im Gespräch mit Beats Radio.
Das Interview mit Flowers On Monday wurde begleitet durch ein ständiges Hundegebell und Vogelgezwitscher. Chris und Stefan sitzen nämlich bei sich im Schwarzwald im Garten. Landleben-Flair und Kaffeeklatsch-Vibes machen sich auch bei mir im Studio breit und alles nochmal lockerer (Auch wenn Chris ein bisschen genervt ist, vom Hund des Nachbarn).
Beats Radio: Hi ihr Zwei! Wie schön, dass das klappt, danke für eure Zeit!
Stefan: Hey freut uns auch sehr!
Chris: Wir sind ja schon länger im Kontakt mit eurer Musikredaktion. Wir lieben euren Sound bei Beats Radio. Flowers On Monday passt da einfach perfekt rein. Da freuen wir uns natürlich, dass das jetzt auch mit dem Interview klappt.
Wie würdet ihr jemanden ohne Ahnung von elektronischer Musik euren Sound beschreiben?
S: Also jemandem wie mir. Ich habe eigentlich von elektronischer Musik nicht so viel Ahnung *lacht* Ich komme ursprünglich aus der typischen Band Musik, Jazz, Pop, Klassik oder Filmmusik. Zur elektronischen Musik kam ich dann eigentlich durch Zufall. Ich hatte einen Proberaum im Keller eines Clubs. Beim Musik machen habe ich im Hintergrund immer die Bässe und Beats gehört. So entstand dann ein ganz eigener Sound. Ich hatte keine Ahnung und bin ohne Muster oder Idee an die Sache ran und so kam es zu einem ganz organischen Sound, der sich jetzt über die Jahre entwickelt hat.
Wie kam es dann zu eurer Zusammenarbeit?
S: Als ich Chris kennengelernt habe, habe ich direkt gemerkt, das passt: das Menschliche, unser Musikgeschmack und wir haben auch die gleichen Ziele. So haben wir dann meinen Sound plötzlich “seriös” gemacht *lacht*. Er hat einfach das Mindset eines DJs mitgebracht und hat auf ganz andere Sachen geachtet.
C: Wir lernen ständig voneinander und von der Perspektive des Anderen.
S: So entstand ein sehr eigenständiger Sound, in dem jeder von uns sein Eigenes rein bringt.
C: Es ist eine Symbiose zwischen organischer Musik und vielem Musikalischen. Er bringt die Musikalität mit und ich die Richtung.
Warum der Name "Flowers On Monday", was steckt dahinter?
C: Wir sitzen öfter Montags zusammen, unterhalten uns, sprechen und machen Musik. Montag ist so ein verpönter Tag. Wir haben damit versucht aus den Montagen was Schönes zu machen. Flowers On Monday soll die musikalische Geste sein, jemanden am Montag Blumen zu überreichen.
Wie seid ihr jeweils zur Musik allgemein gekommen? War das immer euer Ziel?
S: Mein Vater war Musiker und bei uns standen überall Instrumente. Er hat mich da nicht rein gedrängt und das hat einen tiefen Ehrgeiz in mir geweckt. Ich wollte einfach ausprobieren, was da rumsteht. Nach Jahren wollte ich dann das einzige Instrument spielen, das wir nicht zu Hause hatten: Schlagzeug. Dann kam es, dass mir die Rhythmik nicht mehr gereicht hat und ich bin ins Songwriting rein. Ich habe zum Glück das kindliche Rangehen an Musik nie verloren. Ich kann keine Noten lesen. Für mich ist Musik ein riesiger Spielplatz.
C: Meine Mutter hat mir schon früh Musik wie Daft Punkt gezeigt. Die hat mich direkt angesprochen. Ich hab immer viel Musik aus vielen Bereichen gehört und irgendwann hatte ich dann einen Kumpel, der mich ans DJ Thema herangebracht. Ich dachte, wenn der das kann, kann ich das auch.
Euer neuer Track “Forever” feiert bei uns bald Premiere! Vielen Dank dafür! Worauf dürfen wir uns da freuen?
C: Wir haben ja zwei Tracks gemacht “Always” und “Forever”. Da ich Beats Radio schon lange höre und den Sound echt gut finde, haben wir uns hingesetzt und gesagt, wir schauen, in welche Richtung es mit eurem Einfluss geht. Wir haben probiert mit Gitarre, Gesang und auch mit neuen Synthesizern. Als die zwei Ideen fertig waren, haben wir Erdi Irmak, ein DJ aus Istanbul angeschrieben und wir haben es zusammen fertig gemacht.
S: Die Gitarre in "Forever" ist ein Erbstück meines Papas. Ich habe sie die letzten zwei Jahre nicht angefasst und jetzt zum ersten Mal in diesem Stück. Deshalb hat es auch einen großen Wert für mich. Wir haben Gitarre auch noch nie auf diese Art und Weise eingesetzt. Es klingt nach Sommer und Sonne, eingängig aber nicht kitschig.
Man kennt euch ja auch durch eure vielen Remixe. Was würdet ihr sagen, ist eher euer Ding: Remixen oder die eigene Musik?
S: Remixe sind nur ein netter Zeitvertreib, der super viel Spaß macht. Hauptsächlich produzieren wir aber selbst. Es kommen immer wieder eigene Stücke raus. Die eigenen Stücke sind schon experimenteller und passen nirgends so richtig rein. Sie sind alle sehr unterschiedlich. Remixe sind meistens zugänglicher.
C: Remixe sind auch interessant um Entries zu bekommen und neue Leute kennen zu lernen. Daraus resultieren dann auch mal Kollaborationen, das ist immer ganz interessant.
Wie geht man eigentlich an so einen Remix ran?
S: Ich bin da ziemlich radikal am Anfang. Am liebsten würde ich unsere eigenen Stücke remixen. Remixe sind eigentlich immer besser als das Original. Man nimmt einfach nur das Essenzielle der Tracks, die wichtigsten Spuren und baut darum ein neues Stück. Man nimmt die Vocals, das Klavier und die Harmonie und dann baut man das komplett neu auf. Wenn ich auch Remixe von unseren Tracks höre, sage ich immer “Viel geiler als das Original", weil man sich nur aufs Wesentliche beschränkt.
Ihr steht ja wirklich weltweit auf der Bühne. Seid ihr eher Studio- oder Bühnenmenschen?
S: Das ist zwiespältig. Die Zeit vor dem Gig ist schlimm, weil ich immer total aufgeregt bin. Oft macht uns die Technik einen Strich durch die Rechnung. Man steht auf der Bühne, dann fährt der Laptop plötzlich runter. Du stehst vor 3.000 Menschen und der PC macht ein Update. Letztens in Jordanien ist plötzlich mein Mikro ausgefallen und zwei Stücke waren dann ohne Gesang. Vor sowas habe ich immer Angst. Wenn aber alles klappt und diese Fehler behoben sind, ist es total toll! Das Schöne ist auch, die Connection zu den Menschen. Es ist ein intimer Moment, den man mit den Leuten teilt.
C: Ich würde eher sagen, Studio. Ich finde es vor allem schön, wenn andere Leute unsere Tracks auf großen Bühnen präsentieren. Das löst viel in mir aus. Wir sitzen hier im Nordschwarzwald im Studio und dann ist der Sound plötzlich auf einer großen Bühne.
Was war bisher euer liebster Gig?
S: 2ND SUN in Kairo war überragend. Wenn der Rahmen passt, die Energie stimmt und die Technik funktioniert, verbinde ich mich mit den Menschen dort und das war so ein wunderschönes Erlebnis.
C: Für mich auch.
Wie kommt man eigentlich dazu, auf der ganzen Welt Konzerte zu geben?
S: Das Musikbusiness ist eine große Blase. Diese Blase ist weltweit durch die Globalisierung, das Internet und Plattenfirmen, die überall die Szene bestücken, verbunden. Wenn man sich in dem Genre einen Namen erarbeitet hat, geht das schnell.
C: Über Labels und Bookers geht das. Wir hatten einen Booker, der hat uns in viele Clubs rein gebracht. Es klappt durch deren Kreis und auch durch Leute, die dich randome anschreiben: “Wir sind in NY, haben einen Club, habt ihr Lust?” Das ergibt sich dann.
S: Das Label bringt dich weiter, bis du einen eigenen Namen hast und dein Name eine eigene Marke ist. Das ist natürlich das Ziel von jedem Künstler.
In einem Satz, was ist Musik für euch?
C: Das ist eine sehr große Frage. Ich höre jeden Tag Musik. Bei mir ist es viel Emotion und Kompensation, Musik hilft mir oft über verschiedene Lebenslagen hinweg. In einem Satz: Musik ist essenziell.
S: Ausdruck und Kommunikation.
Alena Kohler / Redaktion