Egal ob als DJ, Producer, Schlagzeuger oder Label-Chef sein Leben dreht sich um die Musik und seine Musik ums Leben.
Mein Gespräch mit Gorge aka Pit Waldmann startet mit einer Flut an Entschuldigungen. Pit musste unseren ursprünglichen Termin nämlich kurzfristig verschieben - was selbstredend gar kein Problem ist. Die Arbeit als Producer ist neben wundervoll, spannend, erfüllend und all den anderen ehrlich schönen Adjektiven vor allem auch eines: stressig. Auch Gorge springt hin und her zwischen Studio-, Label- und Tourarbeiten. Umso mehr freue ich mich deshalb, dass es jetzt mit uns klappt.
Label: Katchuli
Release Date: 25. Augsust 2023
Genre: Deep-House
Den neuen Track “Stellaris” von Gorge und Danjo hört ihr schon eine Woche vor Release exklusiv bei Beats Radio. Ab dem 18. August 2023 bei uns im Programm
Beats Radio: Pit, wie schön dich zu sehen, vielen Dank für deine Zeit!
Gorge: Ich hab zu danken und bitte entschuldige, dass ich so kurzfristig verlegen musste.
Gar kein Problem!
Es ist gerade viel los, morgen bin ich schon wieder unterwegs. Tut mir wirklich leid!
Wirklich kein Problem! Ich freue mich, dass es klappt. Vielleicht kannst du uns zum Einstieg mal kurz erklären, wie deine Musik klingt.
Puuh, ich würde sagen, melodischer Deep-House, tanzbar, groovig und auf jeden Fall kompatibel. Nicht zu speziell, sondern für jeden.
Wenn man sich deine Tracks so anhört, fallen vor allem die Drums auf. Ich würde sagen, dass ist sogar eines deiner Key-Elemente oder?
Für mich ist der Groove ganz entscheidend. Ich bin selbst Drummer, habe Jahre lang gespielt und bin auf der Bühne gestanden. Das ist bis heute einfach mein Lieblingselement. Groove, der nicht starr ist, sondern die Leute bewegt, ist mir ganz wichtig und eigentlich meine Basis.
Spielst du dann auch selbst ein oder nutzt du hauptsächlich Samples?
Es sind viele Samples mittlerweile. Klar, hin und wieder spiele ich auch selbst was ein. Früher habe ich das auch viel öfter gemacht, aber mittlerweile gibt es so viele gute Samples und Loops, da ist der Unterschied nicht mehr groß und es spart viel Arbeit.
Wie bist du von den Drums zur elektronischen Musik gekommen?
Ganz früher habe ich Klavier gespielt, das habe ich mit 16 aber aufgegeben. Wie es halt so ist, da kommen dann plötzlich Sachen, die wichtiger und cooler sind als das Piano. Mit 14 kam das Schlagzeug in mein Leben, mit 17 hatte ich eine Band. Bei der habe ich auch viel technisch gemacht und so bin ich eigentlich zum Produzieren gekommen.
Machst du dann heute auch noch andere Musik oder nur noch elektronische?
Hauptsächlich elektronische Musik. Auch mit meinen Labels: 8Bit Records schon seit 20 Jahren und jetzt dann wieder Katchuli, alles elektronisch.
Wie kam es bei dir dazu, dass du eigene Labels gegründet hast?
Das kam daher, dass mir alles viel zu lange gedauert hat, bis meine Sachen raus kamen. Man hat die Demos weggeschickt und dann hatte man teilweise ein halbes Jahr Wartezeit, bis die Tracks veröffentlicht wurden. 2004 habe ich dann Nick Curly kennengelernt. Wir haben zusammen produziert und gesagt, das macht so keinen Sinn. Wir haben dann viele coole Künstler aus unserem Umfeld dazu geholt und haben gesagt, lass machen und es einfach probieren. Das hat dann auch sofort funktioniert.
Und wie kam es zu deinem Künstlernamen? Was ist die Geschichte hinter Gorge?
Eigentlich gar keine Geschichte. Das kommt vom Windsurfen und zwar von der Columbia River Gorge, ein bekannter Surfspot. Ich war leidenschaftlicher Surfer und dort wurden meine Surfbretter hergestellt. In den 90ern dachte ich mir, cooler Name. Im Nachhinein ist der aber eher schwierig. In jedem Land wird es anders ausgesprochen. Ich muss immer erklären, dass da kein "E" rein kommt. *lacht*
Morgen feiert ja bei uns dein neuer Track “Stellaris” bei Beats Radio Premiere! Danke dafür.
Ich habe zu danken. Ich höre Beats Radio ständig und dann ist es um so schöner, wenn ich meinen neuen Track zum ersten mal bei euch im Programm höre!
Worauf dürfen wir uns bei dem Track freuen?
Das ist eine Kooperation mit Danjo, einer meiner besten Freunde. Der Track ist einfach so entstanden. Wir haben uns ins Studio gesetzt und haben gesagt, wir wollen was flashiges mit Groove machen. Dann hatten wir Katrin da. Der habe ich geholfen, ein paar Demos als Sprecherin aufzunehmen. Wir fanden ihre Stimme dann so cool, dass wir gesagt haben, komm sprich uns die Vocals ein.
Wenn wir jetzt mal auf das Musikbusiness im Laufe deiner Karriere blicken, wie würdest du sagen, hat es sich verändert?
Enorm. Es geht schon bei dem DJ-Dasein los. Früher konnte man von einem Gig sprechen, heute ist das eigentlich eine Show. Es geht um ein Erlebnis mit Bild, Licht und Ton. Früher ging es noch viel mehr um die Musik. Früher waren die Genres mehr durchmischt, Trance oder House oder Hip Hop alles lief auf einem Floor. Heute ist das sehr getrennt, wenn nicht der passende DJ zur passenden Stadt kommt, geht keiner hin. Experimente sind also schwer.
Und die Musik an sich?
Die Musik hat sich extrem verändert. Früher gab es Vinyl oder du hast die Musik im Club gehört. Dann kam die CD und Compilations, man konnte es zuhause hören. Jetzt sind wir beim Streaming. Das hat es alles ein bisschen verwässert. Der Anspruch ist mittlerweile recht weit unten, man hört über das Handy statt einer Anlage. Es ist alles ein bisschen billiger geworden.
Haben Spotify und Co auch auf dich als etablierten Künstler Einfluss?
Klar, das geht schon bei den Verkaufszahlen los. Ich bin aber ein Befürworter von Spotify. Man bekommt über die Plattform einfach eine große Reichweite. Man muss nur wissen, wie man damit umgeht.
Wenn du in der Zeit zurückreisen könntest, welchen Tipp würdest du deinem jüngeren Ich geben?
Nimm dir Zeit. Lege den Fokus auf die Qualität der Musik. Auf lange Sicht wird man damit erfolgreicher sein. Nicht sich selbst Druck machen im Sinne von “Ich muss damit jetzt raus gehen”. Auch bei 8Bit wollen wir keine halbrunden EPs, wir wollen Originale.
In einem Satz, was ist Musik für dich?
Ein Lebensgefühl.
Alena Kohler
Redaktion